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Mädchen häufiger als Jungen betroffen

Angststörungen nehmen zu – Schulpsychologe Cronenberg erklärt die Ursachen

Münsterschwarzach. „Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen“, so lautete das Thema eines Vortrags von Ulf Cronenberg, dem Schulpsychologen für die Gymnasien an der Staatlichen Schulberatungsstelle für Unterfranken. Eingeladen hatte das Egbert-Gymnasium, gekommen waren über 50 Lehrkräfte aus Grund- und weiterführenden Schulen der Umgebung. Beratungslehrerin Karin Illner und Martin Pohl, der Leiter des Tagesheims am EGM, hatten die Veranstaltung unter dem Motto „Netzwerk Benefit“ organisiert.

Junge Menschen sind heute konfrontiert mit einer Fülle von Ängsten: vor Krieg, vor Krankheit, vor dem Klimawandel. Neben den kollektiven Ängsten gibt es auch persönliche Ängste, wie die vor der Trennung der Eltern. Ängste sind oftmals allerdings gar nicht irrational, sondern Ergebnis einer realistischen Sicht auf die Welt: Angst ist ein völlig normales menschliches Gefühl, und ein gesundes Maß an Angst ist auch leistungssteigernd. Cronenberg wörtlich: „Wenn ich Angst habe, renne ich schneller als ohne Angst.“

Wird die Angst aber zu groß, dann sinkt die Leistungsfähigkeit wieder. Angst ist nicht mehr gesund, wenn körperliche Symptome auftreten und sie nicht mehr kontrollierbar ist. Begleitet wird sie häufig davon, dass man Aufmerksamkeit bekommt und sich unangenehmen Situationen entziehen kann. Cronenberg unterschied in seinem Vortrag verschiedene Formen der Angst: Neben Phobien gibt es zum Beispiel auch Trennungsangst, aber auch Schulangst, insbesondere die Prüfungsangst. Ängste sind bei Mädchen stärker ausgeprägt als bei Jungen, was Cronenberg zum Teil auf genetische Einflüsse, zum Teil auf die Erziehung zurückführt.

Gesellschaftliche Rahmenbedingungen verstärken die Angst: Leistungsdruck, fehlende Rückzugsorte und Gruppenerwartungen können Stress verursachen. In der Schule selbst gibt es bestimmte Risikofaktoren, wie die Überforderung, kritische Lebensereignisse oder Mobbing. Die Folgen sind häufiges Fehlen aufgrund von psychosomatischen Kopf- oder Bauchschmerzen.

Lehrer können eine ganze Menge tun, um den Ängsten vorzubeugen: Eine einfühlsame Vorgehensweise, Transparenz bei der Prüfungsvorbereitung und bei den Aufgabenstellungen können hilfreich sein. In einer ruhigen Atmosphäre sollte man das Gespräch mit den Schülern suchen, offene Fragen stellen und Ich-Botschaften senden. Bei einer echten Angststörung ist die Lehrkraft selbst allerdings überfordert: Hier braucht es eine kognitive Verhaltenstherapie, die von Psychotherapeuten durchgeführt wird.

Zu den Fotos:
Welche Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu? Mit Hilfe von Klebepunkten konnten die Lehrkräfte ihre Wahrnehmung wiedergeben.