„Gott hält zu dir!“
Abt Michael firmt 20 Schülerinnen und Schüler.
Tradition in der Abtei Münsterschwarzach am Freitag vor Pfingsten: Die Firmung am Egbert-Gymnasium. In diesem Jahr empfingen 20 Jugendliche durch Handauflegung und Salbung mit Chrisam durch Abt Michael das Sakrament der Firmung. Bewusst hätten sich die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen des EGM dazu entschieden, am heutigen Tag gefirmt zu werden, betonte Abt Michael in seiner Predigt. Das sei keine Selbstverständlichkeit.
Weiter ging er auf die liturgischen Texte zum Pfingstfest ein und verglich sie mit den Problemen der heutigen Zeit. „Wir reden oft aneinander vorbei, verstehen uns nicht mehr – obwohl wir die gleiche Sprache sprechen“, sagte Abt Michael. „Vielleicht ist das heute so, wie in der damaligen Zeit in Jerusalem. Es ist ein Sprachengewirr.“ Die Jünger Jesu waren in dieser Zeit ebenfalls verloren. Sie hatten doch so auf diesen Jesus gehofft. Doch sei festgenommen worden, verurteilt, gekreuzigt, gestorben. Obwohl er ihnen später als Auferstandener erschienen sei, hätten sie noch Angst gehabt.
„Und dann haben sie sich in dieser Angst versammelt“, führte der Abt weiter aus. In diesem Saal müsse durch den Heiligen Geist dann etwas passiert sein, was diese Angst verschwinden hat lassen. Sie seien hinausgegangen und hätten die Botschaft verkündet, die frohe Botschaft, die bis heute verbreitet würde.
Am Mittwoch sei er selbst in der Firmvorbereitung gewesen und habe sie als offene Menschen wahrgenommen. „Euch fällt es leicht, über euren Glauben zu sprechen. Als ich euch gefragt habe, was ihr besonders gut fandet, habt ihr mir die Einheit zum Gebet genannt. Das ist etwas Besonderes.“ Es sei einfacher, über andere Themen zu sprechen, als über das Beten. Das sei nämlich etwas sehr Persönliches und Kostbares. Für ihn habe das etwas mit Pfingsten zu tun.
Zudem sei es um den Heiligen Geist gegangen, der durchaus schwer greifbar sei. „Heiliger Geist meint aber unter anderem, wenn jemand zum Glauben findet“ erklärte Abt Michael. „Heiliger Geist führt und leitet.“ Er ermunterte sie, sich auch nach der Firmung zu treffen und sich über diese Fragen und Themen auszutauschen. Es sei wichtig, mit anderen über den Glauben zu sprechen. Dazu seien auch die Firmpaten da. Man müsse mit anderen zusammen eine solche Gemeinschaft bilden. In einem kurzen Dialog mit ihren Firmpaten ging es dann um die Bedeutung des eigenen Glaubens und das Gebet.
Zuletzt deutete Abt Michael den anschließenden Firmritus aus. Namentlich würden die Firmlinge aufgerufen, worauf sie mit „Hier bin ich“ antworteten. Die Tauferneuerung meine die bewusste Absage an das Böse und die Zusage an Gott. „Wer gefirmt ist, der kann bestimmte Dinge einfach nicht machen. Denn das ist das Böse, das es in der Welt gibt. Im Großen, in Kriegen, wie im Kleinen bei Mobbing im Klassenzimmer. Bei Drogen oder Gewalt. Das geht nicht“, appellierte Abt Michael an die Jugendlichen.
Der heilige Geist würde durch die Handauflegung durch die Firmlinge strömen, wie eine Dusche. Für die Salbung mit Chrisamöl nahm Abt Michael den Vergleich mit einem Tattoo. Das gehe nicht mehr weg. Auch, wenn man sich irgendwann von Gott abwende, den Glauben verliere: Gott halte zu einem. Das Öl selbst sei das Öl, mit dem auch die Könige gesalbt würden. Es sage etwas über die eigene Würde aus, die von Gott zugesagt würde.
Am klostereigenen Gymnasium ist es möglich, die Firmung nicht in der Heimatpfarrei, sondern in der Abteikirche mit anderen Jugendlichen aus der 10. Jahrgangsstufe zu empfangen. Das Firmkonzept basiert auf dem Alter der Firmlinge: an der Schwelle zum jungen Erwachsenensein. Die Entscheidung soll ganz bewusst und selbstständig von den Jugendlichen getroffen werden. Abt und der ehemalige Schulleiter Robert Scheller beschlossen deshalb, die Firmung am Ende der 10. Klasse anzubieten.
Die Firmung ist eines der sieben Sakramente des katholischen Glaubens. Mit der Kraft des Heiligen Geistes bestärkt (lat. „firmare“) es die jungen Menschen in ihrem Glauben. Die Firmung steht in der katholischen Kirche für den Übergang vom Kindsein zum Erwachsenwerden. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Pfingstfest zu, auch hier wurden die Apostel vom Heiligen Geist erfüllt und in ihrem Glauben bestärkt. In der Urkirche wurden Taufe, Eucharistie und Firmung gleichzeitig gespendet. In der Ostkirche ist das auch heute noch so üblich.